
Patricia Müller
Papier Künstlerin
Als Tochter einer Handarbeitslehrerin und eines Maschinenbauingenieurs, geboren 1968, konnte ich während meiner Jugend in Peru erste handwerkliche Erfahrungen mit verschiedenen Materialien sammeln. Aus unbedruckten Seiten in Katalogen und Stoffresten entstanden bereits die ersten kleinen Bücher.
Mit 14 Jahren bin ich für die weitere Ausbildungen in die Schweiz umgezogen. Den ersten Kontakt mit Papierschöpfen hatte ich bei einem Weiterbildungskurs meiner Mutter. Nach der Matur 1988 war der Landdienst in Bibern als Zwischenlösung vor dem Architekturstudium an der ETH gedacht.
Der Liebe folgend, zog ich im 1989 nach Bibern. 1990 kam das erste von vier Kindern zur Welt. Familie, Selbstversorgung und Mitarbeit auf dem Landwirtschaftsbetrieb bestimmte den Alltag. Der offene Kurs für Bäuerinnen 91-93 ermöglichte mir die Weiterbildung im Landwirtschaftsbereich.
1997 konnte ich die Schöpfrahmen meiner Mutter übernehmen. Die ersten Schöpfversuche startete ich in der Wohnungsküche. Aus Pflanzenfasern aus der Umgebung und Altpapier entstanden die ersten Papiere. Um mit Neuanschaffungen und Weiterbildungen die Familie finanziell nicht zu belasten, begann ich meine Erzeugnisse an Märkten zu verkaufen. Nach einem Japanpapierkurs wurde mir klar, dass ich meine vorhandenen Ressourcen nutzen wollte. Mit dem einheimischen Flachs hatte ich ein Material das ich selber anpflanzen konnte. Die Aufbereitung der Fasern zur Pulpe, ohne Holländer, stellte sich aber als schwierig heraus. Im 2005 konnte ich die erste Flachsernte in der Papiermühle Basel mahlen. Zeitgleich war ein Laborholländer ausgeschrieben, den ich ohne lange zu zögern und ohne Maschinenkenntnisse kaufte. Nun konnte ich unabhängig und nach Bedarf meine Papierfasern aufbereiten.
Die erlangten Fähigkeiten, durch Selbststudium und an Kurstagen in Ascona, Basel und im Ballenberg, konnte ich in den Jahren 2003 bis 2007 an der BFF in Bern vertiefen und bündeln. Die Berufs- und Familienbegleitende Ausbildung und der Abschluss zur Gestalterin BFF mit Schwerpunkt Papier waren der Startpunkt zu meiner Selbständigkeit.
Seit 2007 kann ich in einem ungenutzten Bienenhaus unweit vom Landwirtschaftsbetrieb in Bibern meine Papiere schöpfen. Aus Leinen- und Baumwoll-Hadern welche ich aus alten Textilien gewinne, aus selber angepflanztem Flachs, aus Artischocken- oder Spargel-Fasern welche als Rüstabfällen der Landwirtschaft anfallen, oder aus Nesseln und Gräsern welche ich in der Umgebung sammle. Es entstehen daraus Objekte und Bilder sowie Gebrauchswaren wie Karten oder Lampen in Kleinserien und als Unikate.
Seit 2017 ist in einem Bauernhausteil an der Goltern 17A mein Ausstellungs- und Verkaufslokal untergebracht.
Im Frühjahr 2019 konnte ich die Druckpresse meiner Mutter Gerda Brammertz übernehmen. Bei Ihr habe ich über mehrere Jahre die verschiedensten Radier-Drucktechniken kennengelernt. Mein Ziel im eigenen Druckatelier ist mit Non-toxic Produkten alte Techniken wieder aufleben zu lassen.
Die Vielfalt der Tätigkeiten die ich ausführe bis ich ein fertiges Produkt habe verlangen nach Zeit, Platz, Neugierde und Ausdauer. Mein Umfeld ermöglicht und prägt mein Gestalten. Nicht umsonst ist mein Leitspruch: „Papier aus Natur und Leidenschaft“.
